Tourenbericht: Weissenstein-Wanderung
Um 7.30 Uhr treffen sich 20 Wanderlustige am Bahnhof Berikon-Widen, in Rudolfstetten steigen nochmals 4 dazu. Das ist eigentlich eine schöne Zahl für die vorgesehene 4 1/2 stündige Wanderung! Der Himmel ist etwas bedeckt, doch unsere Stimmung ist super. Von Dietikon fahren wir erst mal nach Zürich, um dort Anlauf Richtung Jura zu nehmen. Bis Grenchen haben wir im Zug ein reserviertes Abteil, danach bringt uns ein Extra-Bus zum Untergrenchenberg auf 1300 müM.
Es ist eine schmale und kurvenreiche Strasse durch den Wald, und prompt müssen wir an einer, mich dünkt, besonders engen Stelle mit einem entgegenkommenden Holztransporter kreuzen. Es geht um Millimeter – doch die beiden Chauffeure sind die reinsten Künstler und keines der beiden Fahrzeuge bekommt einen Kratzer ab. Mit einem Applaus tun wir auch gleich unsere Bewunderung (und Erleichterung) kund! In Untergrenchenberg angekommen, werden wir im Restaurant mit frischem Zopf und Nussgipfel verköstigt und als es ans Zahlen geht, hat Arthur – unser heutiger Wanderleiter – bereits alles übernommen. Nochmals ganz herzlichen Dank dafür, Arthur, das war sehr grosszügig von dir!
In der Zwischenzeit scheint nun die Sonne am blauen Himmel und es wird schon recht warm. Wir starten mit unserer Wanderung und müssen auch gleich umdisponieren, da der vorgesehene Weg über die Wiese wegen grasenden Mutterkühen mit ihren Kälbern besetzt ist. Und da man bei Müttern nie so genau weiss, wann sie ausrasten, machen wir lieber den Umweg über den Wald. Es ist ein wunderbarer Waldweg, der über Wurzeln und Steine führt, mal bergauf, mal bergab, aber doch meistens im Schatten der Bäume, was sehr angenehm ist. Bei einem kleinen Zwischenhalt erklärt uns Arthur, dass der Jura im Keltischen Jor hiess und die Römer daraus Juris ableiteten und dass der Jura bis nach Deutschland reicht (Schwäbische Alp) und älter als die Alpen ist. Wir können uns kaum vorstellen, dass an der Stelle, an der wir stehen, alles vom Ur-Ozean Thetys bedeckt war, der sich dann nach der Faltung des Jura Richtung Frankreich zurückgezogen hat. Noch immer kann man auf dieser Rückflussstrecke Rückstände auf Grund der Ablagerungen erkennen.
Nun wandern wir durch schönste Magerwiesen voller Blumen aller Art. Da wächst Knabenkraut an Knabenkraut in allen Farbschattierungen von hell-lila bis dunkelviolett, sehr viel gelben Enzian und nahe der Trockenmauer rosa und weisse Heckenrosen. Trotz diesem wunderbaren Umfeld wird es nun ziemlich happig – jedenfalls für mich! Wir wandern in der prallen Sonne und es ist „cheibe stotzig“! Nur Dank lieben Mitwanderern halte ich durch und erreiche schliesslich auch einen schattigen Platz unter einer Tanne mitten auf der Wiese, wo wir unseren Picknick auspacken und uns ein wenig ausruhen. Doch denkt daran, wir haben erst die Hälfte unserer Tour bewältigt!
Gestärkt wandern wir weiter, immer in der Nähe der abfallenden Stallflue. Der Blick in die Ferne lässt uns erahnen, wie die Sicht bei Föhnlage sein muss – atemberaubend! Doch heute ist es ziemlich dunstig und die Berge sind leider nicht klar zu sehen. Aber der Ausblick ist trotzdem sehr schön. Wir lassen die höchste Erhebung des Kantons Solothurn, die Hasenmatt (1445 müM), rechts liegen und wandern wieder über einen herrlich weichen, von Tannennadeln bedeckten Waldweg weiter, mal bergauf, mal bergab, aber immer mit dem Fernziel Weissenstein vor Augen. Schliesslich kommen wir auf den Planetenweg, auf denen die 8 Planeten unseres Sonnensystems (wie wir erfahren, gehört Pluto neuerdings zu den Kleinplaneten, wird also nicht mehr für voll genommen!) sowie die Sonne selbst in der Grösse 1:1 Milliarde dargestellt sind.
Und dann stehen wir vor ca. 40 Stufen, die hinauf zum Restaurant Weissenstein (1284 müM) führen. Wir schaffen auch das noch und plegern danach auf grossen weichen Sofas auf der riesigen Terrasse und lassen uns ein kühles Bier schmecken.
Erst gegen Abend, es ist bereits nach 17 Uhr, steigen wir in die 2014 neu gebaute Gondelbahn und fahren hinunter nach Oberdorf. Gut, halten wir Klaus davon ab, an der Mittelstation Nesselboden auszusteigen, sonst hätten wir ihn womöglich noch verloren und er wäre jetzt noch am Wandern! Ein pinkfarbener Zug bringt uns nach Solothurn, wo unser Anschluss bereits 5 Minuten Verspätung hat, d.h. in Olten heisst es „Gring abe u seckle!“. Doch unsere Verbindung wartet brav auf uns und die ganze Hetzerei war vergebens. Was aber nicht heisst, dass wir es in Lenzburg gemütlich nehmen können – ganz im Gegenteil! Auch da heisst es, ab die Post, dasselbe in Lenzburg! Da haben wir es doch den ganzen Tag ziemlich gemütlich genommen und müssen uns zu guter Letzt noch so richtig sportlich betätigen. (Als ob 4 ½ Stunden wandern keine sportliche Betätigung wäre!) In Wohlen steigen wir dann ein letztes Mal um und kurz nach 20 Uhr kommen wir total „auf den Stümpen“, aber glücklich in Berikon an, nachdem wir uns von den Rudolfstettern verabschiedet haben.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Arthur und Hans für die Organisation und den reibungslosen Ablauf dieser grossartigen Wanderung und freuen uns bereits jetzt auf die nächste Tour – ehrlich!
Charlotte und Ronny
Photos von Charlotte & Ronny
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